1.3 Auswertung 19
diesem Fall klar zuordnen. Hat der Wechselwirkungseffekt das gleiche Vorzeichen
wie die Haupteffekte, wirkt die Wechselwirkung verstärkend, ansonsten abschwä-
chend. Letzteres ist in der Praxis häufiger zu beobachten und bedeutet, dass sich
bei gleichzeitiger Umstellung mehrerer Faktoren insgesamt ein geringerer Effekt
einstellt, als es die Summe der Haupteffekte vermuten lässt.
Angenommen, es gäbe zwei konstruktive Maßnahmen zur Verringerung der In-
sassenbelastung beim Frontalaufprall und jede einzelne Maßnahme reduziert den
Belastungskennwert HIC um 100, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass beide Maß-
nahmen bei gleichzeitigem Einsatz einen etwas geringeren Effekt bringen, zum Bei-
spiel 160. Dies steht auch im Einklang mit physikalischen Überlegungen, denn ein
gutes Rückhaltesystem bietet im Vergleich zum schlechten Rückhaltesystem ein ge-
ringeres Verbesserungspotential. In anderen Bereichen der Technik gibt es analoge
Beobachtungen, zum Beispiel in der Motorenentwicklung.
Bei zweistufigen Versuchsplänen ist die Konstruktion der “ Wechselwirkungs-
spalten” einfach und ohne Auswerteprogramm möglich. Hierzu interpretiert man
eine Stufeneinstellung als −1, die andere als +1. Nun müssen lediglich die Wer-
te der ausgewählten Spalten zeilenweise miteinander multipliziert werden. Sind die
Einstellungen gleichsinnig (also −/− oder +/+ ) erscheint ein +, ansonsten (also
−/+ oder +/− ) ein −.
Bei drei Faktoren entsteht möglicherweise eine Dreifachwechselwirkung. Die
zugehörige Kontrastspalte ergibt sich analog zur Zweifachwechselwirkung durch
Multiplikation der betroffenen Spalten. Für alle Spalten ist die Kontrastmethode zur
Auswertung anwendbar. Das aus den Spalten gebildete Feld ist bei Vollfaktorplänen
immer orthogonal, da alle neu gebildeten Spalten weder untereinander noch mit den
bereits existierenden Spalten korrelieren.
A B C AB AC BC ABC
− − − + + + −
+ − − − − + +
− + − − + − +
+ + − + − − −
− − + + − − +
+ − + − + − −
− + + − − + −
+ + + + + + +
y
y
1
y
2
y
3
y
4
y
5
y
6
y
7
y
8
Tabelle 1.9 Erzeugung der Wechselwirkungsspalten bei einem Versuchsplan mit drei Faktoren
und acht Versuchsläufen. Es entstehen vier neue Spalten, drei Spalten für die Zweifachwechsel-
wirkungen und eine für die Dreifachwechselwirkung.
Tabelle 1.10 zeigt das Ergebnis des Qualitätsmerkmals Reichweite. Nur die
Wechselwirkung A ×C erreicht einen deutlichen Betrag, ist aber kleiner als die
Haupteffekte der beteiligten Faktoren. Zur Erstellung eines Wechselwirkungsdia-
gramms muss zunächst der vorhandene Versuchsplan auf einen Vollfaktorplan der
beiden untersuchten Faktoren zurückgeführt werden. Am Beispiel A ×B wird deut-