
208 4 Relevante Subsysteme und Prozesse
innere Energie bzw. die Temperatur der Zylinderladung erhöht wird, was zu einer
erhöhten Klopfneigung führt. Zudem bestehen durchaus Nachteile hinsichtlich der
Ladungsbewegung, da sich während der sehr intensiven, aber auch kurzen Ein-
strömphase keine stabile Ladungsbewegungsströmung aufbauen kann. Durch
weiterentwickelte Impulsaufladesysteme sind Drehmomentsteigerungen bei
Saugmotoren bis 15% möglich.
Bei der Impulsaufladung wirkt das Prinzip der sogenannten Wärmeladung. Das
bedeutet, dass neben der Steigerung des Luftaufwandes auch die Temperatur der
angesaugten Zylinderladung erhöht wird. Infolge des bei geschlossenem Lufttakt-
ventil vorhandenen überkritischen Druckgefälles kommt es beim Öffnen des LTV
nahe des UT zu einer reibungs- bzw. verlustbehafteten Einströmung der Ladung in
den Brennraum. Die Energie der einströmenden Ladung wird dabei sowohl in
Druckenergie als auch in Wärme umgesetzt und führt zu einer höheren Tempera-
tur der Zylinderladung bei Ende des Einströmvorganges. Hierbei werden Tempe-
raturerhöhungen bis zu 60 K erreicht. Während sich dieser Effekt beim Ottomotor
hinsichtlich der Klopfproblematik i.A. negativ darstellt, sind beim Dieselmotor
durchaus Vorteile beim Kaltstartverhalten und während der Warmlaufphase gege-
ben, da das geometrische Verdichtungsverhältnis im Interesse weiterer Leistungs-
steigerung sowie der Schadstoffsenkung reduziert werden kann [ELS04].
An die Schaltklappe, auch Impulsklappe oder Lufttaktventil genannt, werden
hohe Anforderungen gestellt. Zum einen müssen große Querschnitte freigegeben
und Schaltzeiten von weniger als 2 ms realisiert werden, damit zu Beginn des
Einströmvorganges keine Drosselung des Luftmassenstroms erfolgt. Des weiteren
muss die Schaltklappe in geschlossener Stellung eine vollständige Abdichtung des
Saugrohres gewährleisten. Darüber hinaus sind die Schaltzeitpunkte und Schalt-
dauern in Abhängigkeit des motorischen Betriebspunktes variabel und reproduzie-
rend darzustellen. Zweckmäßigerweise kommen hier elektromagnetische Aktoren
zum Einsatz, die mit der vorliegenden Bordnetzspannung von 12 Volt betrieben
werden können und im aktiven Betrieb pro Zylinder etwa 30 W bzw. 10 W
(Stand-By) elektrische Leistung benötigen.
Durch die Impulsaufladung können hohe Drehmomente bis zur Leerlaufdreh-
zahl aufrecht erhalten werden, ohne dass es einer Längenverstellung der Saugroh-
re bedarf. Gegenüber konventionellen Schwingrohrsystemen ergeben sich hier-
durch erhebliche Packagevorteile. Downsizing-Konzepte, die durch eine hohe
Leistungs- und Drehmomentdichte charakterisiert sind, weisen bei konventioneller
Technik gravierende Schwächen hinsichtlich des Low-End-Torque sowie des
verfügbaren Drehmomentes im transienten Motorbetrieb auf. Eine breite Kunden-
akzeptanz ist nur dann gegeben, wenn diese Nachteile durch geeignete Zusatz-
technologien beseitigt werden können. Eine ideale Synthese stellt daher die Kom-
bination der Impulsaufladung mit der Abgasturboaufladung dar. Da die Impulsauf-
ladung zylinderselektiv arbeitet, ist sie der Abgasturboaufladung nachgeschaltet.
Die durch die Impulsaufladung bei niedrigen Drehzahlen um 20-30% gesteiger-
te Zylinderfüllung erhöht das Schluckvermögen des Motors und führt damit im
Verdichterkennfeld bei zunächst gleicher Verdichterdrehzahl bzw. gleichem La-
dedruck zu höheren Luftvolumenströmen, die mit günstigeren Verdichterwir-
kungsgraden gefördert werden. Der Betriebspunkt im Verdichterkennfeld ist da-