
244 4 Relevante Subsysteme und Prozesse
mung (Drall oder Tumble) zur Zündkerze transportiert wird, erfolgt die Kraft-
stoffeinspritzung und Gemischbildung beim strahlgeführten Verfahren unmittelbar
in der Umgebung der Zündkerze. Je nachdem, welches Ausmaß die Kraftstoff-
wandanlagerung z.B. auf dem Kolben aufweist, erfolgt eine Differenzierung in die
Eigenschaft wand- oder luftgeführt. Infolge der Notwendigkeit zum Transport der
Gemischwolke in Richtung Zündkerze ist eine gerichtete Ladungsbewegung er-
forderlich, die u.a. durch eine spezielle Kolbenbodenform erzeugt wird. Diese
relativ zerklüftete Kolbenbodentopografie weist eine größere Oberfläche auf und
führt damit zu vergleichsweise hohen Wandwärmeverlusten. Das höhere Kolben-
gewicht wirkt sich zudem nachteilig auf Geräusch und Massenkräfte aus.
Das strahlgeführte Brennverfahren ist durch eine räumlich enge Anordnung von
Injektor und Zündkerze gekennzeichnet. Es gestattet höhere
Ȝ-Gradienten, eine
Ausweitung des Schichtbetriebs bei gleichzeitiger Steigerung der Systemrobust-
heit und ist weitgehend unabhängig vom Strömungsfeld innerhalb des Brennrau-
mes. Das Potenzial liegt in einer besonders schnellen Gemischbildung mit günsti-
ger Schwerpunktlage der Verbrennung, der Vermeidung von Wandbenetzung
sowie einem guten Ausbrand und einer hohen Verbrennungsstabilität über einen
erweiterten Kennfeldbereich. Damit sind neben einer weiteren Verbrauchssenkung
auch erheblich geringere HC-Emissionen als bei den luft- und wandgeführten
Verfahren möglich. Zum Strahlaufbruch und zur Gemischbildung stehen aller-
dings keine Drall- und Tumbleströmungen zur Verfügung, sondern nur der Strahl-
impuls in Verbindung mit aerodynamischen Kräften zwischen Tropfen und Um-
gebungsluft am Strahlrand. Zur Realisierung einer intensiven Gemischbildung
sind daher höhere Einspritzdrücke als beim luft- und wandgeführten Verfahren
erforderlich. Als sinnvoll werden Drücke von etwa 200 bar angesehen [ACH04],
mit denen eine gute Gemischaufbereitung mit kleinen Tropfendurchmessern dar-
gestellt werden können. Schwer zu realisieren ist die sehr präzise Strahlausrich-
tung und -führung sowie die Dauerhaltbarkeit der Zündkerze infolge einer ausge-
prägten Wärmewechselbelastung, die ihrerseits durch direkte Kraftstoffbenetzung
der heißen Zündkerze induziert wird, und eine höhere Ablagerungs- bzw. Verko-
kungsneigung an der Injektorspitze [PIO02]. Bisher ist das strahlgeführte Brenn-
verfahren in Serienmotoren noch nicht umgesetzt worden, es wird jedoch langfris-
tig das zielführende Verfahren der Ottodirekteinspritzung sein.
Der Homogenbetrieb lässt sich in die Bereiche homogen (
Ȝ 1) und homogen-
mager (
Ȝ > 1) aufteilen, wobei ersterer durch ähnliche Verhältnisse wie bei der
Saugrohreinspritzung charakterisiert ist. Der Homogen-mager-Betrieb erreicht
Luftverhältnisse bis etwa
Ȝ = 1,7. Ein Verfahren mit homogener Magerverbren-
nung für BDE-Ottomotoren stellt das sogenannte BPI-Verfahren (B
owl-
P
rechamber-Ignition) nach [LAT97] dar. Hauptmerkmal ist eine Doppeleinspritz-
strategie in Verbindung mit einer Vorkammerzündung. Durch Einspritzung einer
großen Kraftstoffmenge während des Ansaugtaktes wird ein homogen-mageres
Grundgemisch mit Ȝ = 1,5-1,7 erzeugt. Die zweite Einspritzung erfolgt während
des Verdichtungstaktes in Richtung der Kolbenmulde. Das Kraftstoffgemisch in
und über der Kolbenmulde wird mit der Kolbenbewegung in Richtung Vorkam-
merzündkerze bewegt, wobei am Ende der Kompressionsphase das Gemisch in-
folge der Druckdifferenz zwischen Brennraum und Vorkammer in diese hinein-