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Die eigentliche Wasserhydraulik (auch Klarwasserhydraulik) nutzt Leitungs-
wasser (Trinkwasser), in Sonderfällen auch Wasser aus natürlichen Gewässern 
einschließlich Meerwasser. Wasserbasische Flüssigkeiten (z. B. HFA) zählen zur 
Gruppe der schwerentflammbaren Flüssigkeiten, s. Abschn. 3.4.2. 
Anwendungsseitig besonders günstige Eigenschaften der Klarwasserhydraulik 
sind: 
 keine Verschmutzungsgefahr für Umwelt und Produkt, 
 Erfüllung von Hygieneanforderungen, 
 geringer bis kein Entsorgungsaufwand, 
 keine Brand- und Explosionsgefahr, 
 optimale Verfügbarkeit, geringer Preis. 
Positiv im Vergleich zu Mineralöl ist die höhere Wärmeleitzahl (Faktor 4) und 
damit effektivere Wärmeableitung. Der höhere Kompressionsmodul (ca. Faktor 2) 
von Wasser erhöht die Steifigkeit und Eigenfrequenz und verbessert damit die Gü-
te von Regelungen. Andererseits können erhöhte Druckstöße (Wasserschläge) Zu-
satzbelastungen erzeugen. Geradezu prädestiniert sind Anwendungen im Berg-
bau, in der Metallurgie, im Off-Shore-Bereich einschließlich Schiffbau, in Was-
serschutzgebieten, in der Papier- und Textilindustrie oder ganz besonders in der 
Lebensmittel- und Pharmaindustrie. Es gibt bewährte Maschinensysteme in der 
Fisch-, Fleisch-, Obst- und Gemüseverarbeitung, bei denen Leitungswasser in ide-
aler Weise für die Leistungsübertragung und anschließend zum Säubern ver-
wendet wird. Im Arbeitsbereich gibt es keinerlei elektrische Antriebe (Gefahren-
potential wegen Nassbereich!). 
Die Hauptprobleme bei der Nutzung von Wasser als Druckflüssigkeit sind 
 fehlende Schmierfähigkeit, 
 sehr geringe Viskosität (Problem „innere Dichtheit“), 
 Korrosionsgefahr, 
 Kavitationsgefahr (hoher Dampfdruck von Wasser), 
 begrenzter Temperatureinsatzbereich (Frostgefahr, Verdampfung). 
Die geringe Viskosität hat auch eine positive Seite: Verringerung des Durchfluss-
widerstandes, wodurch u. a. der Übergang zu geringeren Nennweiten möglich ist. 
Außerdem ist die Viskosität von Wasser nahezu temperaturunabhängig. Den o. g. 
Nachteilen wird mit konstruktiven Maßnahmen (z. B. Sitzventiltechnik, geringe 
Toleranzen, spezielle Dichtungen) sowie über die Werkstoffwahl (Kunststoffe, 
Keramik, rostfreier Stahl) begegnet. Daraus resultiert der zurzeit noch deutlich 
höhere Preis für Komponenten der Wasserhydrauliksysteme. Es gibt bereits kom-
plette Produktreihen auf dem Markt, die sich kaum noch von der konventionellen 
Hydraulik unterscheiden. Dazu gehört auch der Einsatz von Stetigventilen. 
3.5 Einsatzkriterien und Auswahl 
Eine richtig ausgewählte Druckflüssigkeit muss die Funktionserfüllung der Hyd-
raulikanlage in einer vorgegebenen Betriebszeit mit annehmbarem Verschleiß der