14.6 Qualitätssicherung 
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bieten daher die Möglichkeit, quasi auf Knopfdruck ein Netz doppelt so fein zu machen. 
Stellt man dann bei einer erneuten Rechnung fest, dass es nur noch geringere Änderungen 
zur vorausgegangenen Rechnung gibt, so kann man das erste Ergebnis quasi als ausreichen-
de Näherung ansehen. Dass ein derartiges Vorgehen praktizierbar ist, belegt unter anderem 
die Tatsache, dass sich die Rechenleistung der Supermikro-Rechner in den letzten 3 Jahren 
mehr als verzehnfacht hat. Einen weiteren Ansatzpunkt für ein gutes Ergebnis ergibt sich 
auch in der programmtechnischen Möglichkeit, ein Gleichungssystem doppelt genau zu lösen. 
Die Programmsysteme, die diese Verhaltensweise zeigen, bezeichnet man als so genannte 
h-
Versionen, womit zum Ausdruck gebracht wird, dass die Ergebnisgüte eine Funktion des 
relevanten Elementdurchmessers h ist. Gänzlich anderes Verhalten zeigen hingegen Pro-
gramme der so genannten 
p-Versionen (z. B. PROBE /N.N. 94/), die den Polynomgrad p der 
Ansatzfunktion als variabel ansetzen. Bei einer gleich feinen Elementteilung können also mit 
einer p-Version mehr Freiheitsgrade in einem Gebiet untergebracht werden und somit ein 
aussagefähigeres Ergebnis erzielt werden. 
Zum Konvergenzverhalten sei noch angemerkt, dass unter Benutzung beschränkter verträgli-
cher Verschiebungszustände die gefundene Lösung für eine Struktur eine wertvolle Grenzei-
genschaft besitzt, die in der Überschätzung der Formänderungsenergie besteht: 
 Für eine gegebene Belastung wird deshalb die berechnete Formänderungsenergie kleiner 
oder höchstens gleich sein der Formänderungsenergie in der realen Struktur. Dies lässt 
sich damit erklären, dass die reale Struktur keine Beschränkung hinsichtlich der mög-
lichen Verschiebungen kennt. 
  Die mit der Verschiebungsmethode gefundene Lösung muss somit immer eine untere 
Schranke für die Verschiebungen darstellen. 
 Bei vorgeschriebenen Verschiebungen wird die berechnete Formänderungsenergie dage-
gen eine obere Schranke darstellen, sodass dann die Kräfte immer zu groß bestimmt wer-
den.
Diese unter anderen von Rayleigh für linear elastische Strukturen formulierte Aussage gilt 
im Wesentlichen auch für nichtlineares Materialverhalten und Temperaturbelastung. 
Neben den methodischen und numerischen Verbesserungsmöglichkeiten spielen auch noch 
die Werkstoffdaten eine nicht zu unterschätzende Rolle, da hiermit die Steifigkeit eines Bau-
teils bestimmt wird. So haben wir vorstehend erkannt, dass bei linear elastischen Rech-
nungen die Querkontraktionszahl 
Q und der Elastizitätsmodul E bzw. bei nichtlinearen Rech-
nungen zusätzlich noch die Fließgrenze  R
e
 und bei dynamischen Rechnungen ergänzend 
noch die Dichte 
U mit zu den Eingangsgrößen gehören. Bei Verwendung von Standard-
werten für diese Größen muss man sich natürlich auch über die statistischen Größen und die 
damit erzielten Rechnerergebnisse im Klaren sein, die dann nur für eine Werkstoffgruppe 
gelten.
Strebt man hingegen eine Aussage an, die letztlich auch mit einem Experiment in Einklang 
steht, so ist es notwendig, abgesicherte Materialdaten zu verwenden. Dies soll unter anderem 
auch das Bild 14.11
 verdeutlichen, das beispielsweise Materialkenngrößen verschiedener