
168 7 Versuchspläne für komplexe Zusammenhänge
7.3 Konstruktionsmethoden gleichverteilter Testfelder
Zur Erzeugung eines gleichverteilten Testfelds T mit n
r
Versuchsläufen und n
f
Fak-
toren sind über die letzten Jahrzehnte unterschiedliche Algorithmen entwickelt wor-
den. Verfahren zur Erzeugung von Testfeldern für Computer-Experimente gehen
meist davon aus, dass keine oder nur wenig Vorinformationen über das zu untersu-
chende System bzw. komplexe Simulationsmodell vorhanden sind. Die Verteilung
der Testpunkte im Faktorraum C
n
f
= [0,1]
n
f
werden daher so gewählt, dass in al-
len Bereichen des Faktorraums so viele Informationen wie möglich, bei gegebener
Anzahl von Versuchsläufen, gewonnen werden. Zur Beurteilung der Qualität eines
Testfelds werden dabei verschiedene Kriterien verwendet, welche in Kapitel 7.2
dargestellt sind.
Die Algorithmen zur Erzeugung von Testfeldern für Computer-Experimente pro-
fitieren von den speziellen Eigenschaften der Simulationsmodelle, wie keine Ver-
suchsstreuung oder einfache Variation von Faktoreinstellungen (Kapitel 6). Das
grundlegende Optimierungsziel zur Erzeugung eines Testfelds ist dabei die Mini-
mierung der Varianz einer unverzerrten (Gleichung 7.15) Vorhersage des globalen
Mittelwerts der zu analysierenden Ausgangsvariablen y.
¯y (T ) =
1
n
r
n
r
∑
i=1
y(x
i
) (7.27)
7.3.1 (Quasi) Monte-Carlo
Basierend auf dem Gesetz der großen Zahlen, welches in seiner einfachsten Form
aussagt, dass sich die relative Häufigkeit eines Zufallsergebnisses immer weiter an
dessen Wahrscheinlichkeit annähert, je öfter das Zufallsexperiment durchgeführt
wird, werden Monte-Carlo-Testfelder erzeugt. Für jeden Versuchslauf i und jeden
Faktor j wird dabei ein zufälliger Wert im Definitionsbereich des betrachteten Fak-
tors gewählt. Bei Verwendung des Einheitsraums C
n
f
gilt somit:
x
i j
= rand(0,1) rand : Zufallszahl (Gleichverteilung) (7.28)
Die Erzeugung von echten Zufallszahlen ist mittels eines Computers, der keine zu-
fällige Streuung kennt, nur bedingt möglich. Daher wurden verschiedene Algorith-
men entwickelt, mit denen es möglich ist, sogenannte Pseudo-Zufallszahlen zu er-
zeugen (linearer und multiplikativer Kongruenzgenerator, Mersenne-Twister, usw.)
[90, 142, 111, 139, 112, 146, 131]. Die erzeugten Zufallszahlen hängen vom ge-
wählten Algorithmus und einem gewählten Startwert (seed) ab. Bei gleichem Start-
wert und Algorithmus werden identische Zufallszahlen erzeugt, so dass häufig der
Startwert in Abhängigkeit der aktuellen Zeit gewählt wird um variierende Zufalls-
zahlen zu erzeugen.