
4.3 Gemischaufbereitung und Verbrennung 271
teren Aufwand möglich. Das Gesamtsystem kann damit vergleichsweise kosten-
günstig und zuverlässig ausgeführt werden.
Zur Darstellung eines stöchiometrischen Betriebs sind Konzepte ohne und mit
AGR möglich. Die klassische Variante ohne AGR erreicht höchste Mitteldrücke.
Während die Laststeuerung im Teillastbereich durch Drosselung oder variabler
Ventilsteuerung erfolgt, kann im Nennleistungsbereich auf eine Gemischanreiche-
rung zum thermischen Bauteilschutz in der Regel jedoch nicht verzichtet werden,
da die thermodynamischen Vorteile durch Gemischkühlung mit zunehmender
Drehzahl stetig sinken und die Verbrennung durch längere Einspritzdauern nach
spät verlagert werden (Gemischbildung läuft unvollständiger ab und die Abgas-
temperatur steigt). Je nach Auslegung der Einspritzkomponenten kann der negati-
ve Einfluss zu langer Einspritzdauern die Vorteile der Innenkühlung überkompen-
sieren [SPI02]. Zur Realisierung einer hohen Nennleistung müssen demnach die
Einspritzzeiten kurz gehalten werden, was sich grundsätzlich durch Erhöhung des
hydraulischen Einspritzventildurchsatzes sowie durch höhere Einspritzdrücke
realisieren lässt. Hieraus wird deutlich, dass sich Hochlast- und Hochleistungs-
konzepte einspritzseitig nicht ohne weiteres mit einem im unteren Kennfeldbe-
reich arbeitenden Schichtladebetrieb verbinden lassen, da der Motorbetrieb mit
Schichtladung andere Anforderungen an das Einspritzsystem stellt als der Betrieb
bei hohen Motorlasten.
Die weltweit ersten Anbieter von großserientauglichen Motoren mit Benzindi-
rekteinspritzung (als Homogenkonzept) und Aufladung waren DaimlerChrysler
und Audi. Während DaimlerChrysler einen mechanisch aufgeladenen BDE-Motor
(1,8-R4, BDE, Kompressor) anbietet, bevorzugt Audi die Kombination von Di-
rekteinspritzung und Abgasturboaufladung (2,0-R4, BDE, ATL). Der Audi-Motor
verwendet Drall-Einspritzventile und Muldenkolben. Letztere ermöglichen eine
länger andauernde, kugelförmige Ausbreitung der Flammenfront sowie eine Stabi-
lisierung der vergleichsweise ausgeprägten Tumble-Strömung. Als Ergebnis kann
eine reduzierten Klopfneigung und ein schnelleres Durchbrennen der Zylinderla-
dung beobachtet werden [WUR04b].
Die auch bei hohen Ladungsmengen intensive Gemischhomogenisierung durch
die erhöhte Ladungsbewegung gestattet darüber hinaus günstige (frühe) Verbren-
nungsschwerpunktlagen und wirkt sich somit positiv auf den Kraftstoffverbrauch
und die
p
mi
-Standardabweichung als Maß für die Laufruhe des Motors aus. Durch
den höheren Wirkungsgrad des BDE-Motors im Vergleich zum SRE-Motor kön-
nen gleiche Drehmomente mit reduziertem Ladedruck und geringeren Luft- und
Kraftstoffmassen erreicht werden. Dies bietet Potenzial zur Reduzierung der Bau-
größe des Abgasturboladers, sodass sich sowohl das Low-End-Torque als auch
das Beschleunigungsverhalten signifikant verbessert. Abb. 4.88 zeigt diesen Sach-
verhalt in Form eines Vergleichs mit einem leistungsgleichen SRE-Turbomotor
(Motorhubvolumen skaliert).
Das hohe Verdichtungsverhältnis, die günstigeren Verbrennungslagen sowie
das schnelle Durchbrennen des Gemisches führen zu einer Steigerung der Zylin-
derspitzendrücke im Vergleich zum turboaufgeladenen Saugrohreinspritzer. Bei-
spielsweise erreicht der BDE-Turbomotor von Audi maximale Zylinderdrücke von
125 bar, während der konzerneigene SRE-Turbomotor höchstens 110 bar erreicht.