
4.3 Gemischaufbereitung und Verbrennung 247
Die unterschiedlichen Betriebsarten machen deutlich, dass dem Einspritzsystem
bei der ottomotorischen Direkteinspritzung – ähnlich wie beim direkteinspritzen-
den Dieselbrennverfahren – eine zentrale Rolle zukommt. Im Gegensatz zur Saug-
rohreinspritzung wird der Kraftstoff schneller, mit höherer Genauigkeit und mit
einer gezielten Einspritzverlaufs- und Strahlformung zugeführt. Während bei der
SRE durch die Möglichkeit der Kraftstoffvorlagerung bei Volllast bis zu 720 °KW
für die Einspritzung zur Verfügung stehen, sind dies bei der BDE im Homogenbe-
trieb maximal 180 °KW, entsprechend dem Kurbelwinkelbereich des Ansaugtak-
tes. Bei einer Drehzahl von 6.000 1/min stehen somit 20 ms Einspritzdauer bei der
Saugrohreinspritzung 5 ms bei der Direkteinspritzung gegenüber. Da während des
Schichtbetriebs innerhalb des Verdichtungstaktes eingespritzt wird, betragen die
minimalen Einspritzdauern etwa 0,4 ms (Leerlauf).
Während bei der Saugrohreinspritzung relativ einfache Einspritzventile zum
Einsatz kommen, werden an die Einspritzventile für direkteinspritzende Motoren –
und hier insbesondere für das strahlgeführte Verfahren – deutlich höhere Anforde-
rungen gestellt. Im Fokus befinden sich die Dralldüse, die nach außen öffnende
Kegeldüse (A-Düse) und die Mehrlochdüse [WIR03]. Drallinjektoren haben den
Vorteil einer guten Zerstäubung und werden für wand- und luftgeführte Verfahren
eingesetzt. Ihr Strahlbild verändert sich relativ stark mit dem Gegendruck, sodass
diese Düsen in erster Linie für die in den Ansaugtakt einspritzenden Homogenver-
fahren geeignet sind. A-Düsen erzeugen einen kegelförmigen Kraftstoffstrahl.
Aufgrund der Tatsache, dass diese Düse kein dem Brennraum zugewandtes Totvo-
lumen besitzt, ist die Ablagerungsneigung vergleichsweise gering. Mehrlochinjek-
toren bieten große Freiheitsgrade hinsichtlich der räumlichen Anordnung der ein-
zelnen Spritzlöcher. Zudem ist das Strahlbild unempfindlich bezüglich des Brenn-
raumdruckes. Als einziger Nachteil des Mehrlochventils ist die Neigung zur Abla-
gerungsbildung zu nennen. Dennoch werden zukünftige, strahlgeführte BDE-
Brennverfahren aller Voraussicht nach mit Mehrlochdüsen ausgestattet sein, da
diese die meisten Vorteile in sich vereinen. Durch mehrere, unmittelbar aufeinan-
der folgende Einspritzimpulse innerhalb eines Einspritzvorganges kann das Gebiet
zündfähigen Gemisches bei strahlgeführten Verfahren vergrößert werden, erfor-
dert jedoch die Verwendung sehr schnell schaltender Einspritzventile z.B. mittels
Piezo-Technologie [ACH04].
Generell muss vermieden werden, dass flüssiger Kraftstoff die Brennraumwän-
de erreicht und zu einer Wandbenetzung führt, da andernfalls sowohl der Kraft-
stoffverbrauch als auch die Schadstoffemissionen negativ beeinflusst werden.
Hohe Einspritzdrücke führen zwar zu tendenziell kleineren Tropfendurchmessern
und damit zu einem verbesserten Verdampfungsverhalten, sie erhöhen jedoch
auch die Eindringtiefe des in den Brennraum eintretenden Kraftstoffstrahls. Zur
Begrenzung der Eindringtiefe und Intensivierung der Verdampfung trägt ein höhe-
rer Brennraumdruck sowie eine höhere Gastemperatur bei. Ist dies nicht möglich,
muss die Wandbenetzung mit Hilfe einer gezielten Ladungsbewegung durch Drall
oder Tumble vermieden werden. Hierbei wird der Kraftstoffstrahl durch das Strö-
mungsfeld von der Wand weggeführt, sodass effektiv ein längerer Strahlweg ohne
Wandinteraktion möglich ist. Nachteilig wirken jedoch die infolge intensiver
Ladungsbewegung höheren Ladungswechselverluste, die den Liefergrad und da-