
4.3 Gemischaufbereitung und Verbrennung 275
Diese frühe Lage begründet sich aus der zeitlichen Kopplung von Einspritzende
und Zündzeitpunkt und ist grundsätzlich mit einem Verlust an Wirkungsgrad
verbunden. Die Darstellung des Schichtbetriebs ist bei den hier vorliegenden ho-
hen globalen Luftverhältnissen von essentieller Bedeutung für das Brennverfah-
ren. Wird die Einspritzung nach spät verlagert, besteht die Gefahr einer Benetzung
des Kolbens mit dem flüssigen Kraftstoff. Bei späterer Zündung ist die Schichtung
der Kraftstoffwolke nicht mehr ausreichend, sodass die Entflammbarkeit des Ge-
misches aufgrund der sehr mageren und zunehmend homogeneren Zusammenset-
zung stark beeinträchtigt wird. Einen positiven Effekt auf die Lage des Verbren-
nungsschwerpunktes hat ein erhöhter Restgasanteil, da die Entflammung verzögert
und die Brenndauer verlängert wird.
Ein aufgeladener Motorbetrieb mit Schichtladung ist zwar möglich, aufgrund
des durch die Aufladung turbulenteren Strömungsfeldes jedoch insbesondere bei
luft- und wandgeführten Verfahren schwieriger zu realisieren. Aus der bei diesen
Verfahren notwendigen, speziellen Brennraumform (Kolbenbodenform) resultiert
in Kombination mit der Aufladung eine erhöhte Klopfneigung im volllastnahen
Bereich. Im Sinne hoher Wirkungsgrade ist die Absenkung des effektiven Ver-
dichtungsverhältnisses durch variable Ventilsteuerung (z.B. durch das Laststeuer-
verfahren SES) einer Spätverstellung des Zündwinkels vorzuziehen [WIR00], da
die Abgastemperatur durch die mit späten Zündwinkeln verbundene, deutliche
Spätverlagerung der Verbrennung nicht erhöht wird. Zur Darstellung hoher Luft-
verhältnisse im Betriebsbereich mit Ladungsschichtung sind hohe Ladedrücke
erforderlich, die aufgrund des unzureichenden Abgasenthalpieangebotes (geringe
Abgastemperatur) jedoch nicht ohne Zusatzmaßnahmen bereit gestellt werden
können.
Der Betriebsbereich, in dem Schichtladung möglich ist, kann durch die Aufla-
dung geringfügig zu höheren Lasten verschoben werden, sofern ein höheres Luft-
angebot vorliegt. Unter dieser Voraussetzung ist eine Reduzierung der Rußbildung
möglich, da weniger lokal fette Gemischbereiche sowie ein generell höheres Tur-
bulenzniveau vorliegen [TRA03]. Hinsichtlich des Kraftstoffverbrauchs im NEFZ
ist jedoch der drehmomentbezogene Schichtbetriebsbereich maßgeblich, sodass
potenzielle Kraftstoffverbrauchsvorteile aus der Erweiterbarkeit des Schichtlade-
betriebsbereichs bei Downsizing-Konzepten weitgehend kompensiert werden
[BOR02b]. Derzeitige, freisaugende BDE-Konzepte gestatten einen Schichtlade-
betrieb nur im Bereich
p
me
< 6 bar. Da der Betriebsbereich bei Hochlastkonzepten
dennoch überwiegend bei höheren Lasten liegt, erscheint der Motorbetrieb mit
Schichtladung bei hochaufgeladenen Motoren zumindest heute noch nicht
zweckmäßig. Der hohen Komplexität geschichteter Verfahren, die zur Darstellung
hoher Lasten stets in Kombination mit homogenen Brennverfahren betrieben wer-
den müssen, steht ein vergleichsweise geringer Zeitanteil im Schichtladebetrieb
gegenüber. Darüber hinaus kann eine Ausweitung des Schichtladebetriebs zu
höheren Drehzahlen mit Hilfe der Aufladung nicht erreicht werden, da die Ge-
mischbildung in dem sehr kleinen, zur Verfügung stehenden Zeitfenster nicht
gelingt und ein stabiler Transport der Gemischwolke zur Zündkerze aufgrund des
höheren Turbulenzniveaus nicht gewährleistet ist. Insbesondere für aufgeladene
Für BDE-Ottomotoren ist das stabil arbeitende, strahlgeführte Brennverfahren