
8.5 Elektrisch betätigte Stetigventile 275
In den Übertragungsfunktionen der Gln. (8.11) und (8.12) sind die Eigenzeit-
konstante T und die Dämpfung D die bestimmenden Parameter des dynamischen
Verhaltens. Bei Federrückstellung (s. Gl. (8.11)) ist T (hier mit Index RS) relativ
groß und es ist wegen großer Druckverstärkung E
0
die Dämpfung D deutlich grö-
ßer als eins. Bei Federrückführung (s. Gl. (8.12)) hat die Druckverstärkung E
0
Ein-
fluss auf T (hier mit Index RF), das damit deutlich kleiner werden kann als bei Fe-
derrückstellung. Die die Dämpfung D bestimmenden Parameter werden meist so
gewählt, dass D wenig größer als eins ist.
Bei elektrischer Rückführung der Kolbenschieberposition (s. Abb. 8.63) kann T
durch entsprechende Lagereglerbemessung noch kleiner, die Dynamik noch besser
werden. Das Amplitudenverhältnis wird oft noch zusätzlich mit Hilfe analoger
oder digitaler Filter in höheren Frequenzbereichen beeinflusst, womit Folgever-
zögerungen teilweise kompensiert werden. Der Effekt hängt aber zusätzlich davon
ab, wie hoch der Versorgungsdruck p
0
und der Volumenstrom Q
V
sind und ob die
Eingangsgröße ein Groß- oder ein Kleinsignal ist. (Bei Großsignalverarbeitung
wird nahezu der Wertebereich der Eingangsgröße als Sprunghöhe oder Amplitude
gewählt, bei Kleinsignalverarbeitung nur ein geringer Prozentsatz. Ersteres führt
oft zur Erreichung von Stellgrenzen und damit zu nichtlinearem Verhalten, das
normalerweise keine Frequenzgangbeschreibung erlaubt und im Bode-Diagramm
nicht dargestellt werden sollte.)
Die in Abb. 8.66 angegebenen 3-dB-Frequenzrelationen von etwa 1:3:10 zwi-
schen den drei Rückführprinzipien stimmen mit tatsächlichem Verhalten in der
Tendenz überein, können sich aber, wie auch die Zahlenwerte der Frequenzen,
verschieben.
Ähnliche dynamische Kennwerte wie zweistufige haben auch dreistufige Ser-
voventile mit elektrischer Rückführung der Position des Schiebers der 3. Ver-
stärkerstufe, da diese Verstärkerstufe ein leistungsstarkes Eingangssignal erhält.
Sie kann so ausgeführt werden, dass keine merkliche zusätzliche Verzögerung der
Stellbewegungen der Stellkolben der 2. und der 3. Verstärkerstufe entsteht.
8.5.2 Proportionalventiltechnik
Die Entwicklung stetig steuerbarer Elektromagneten aus den robusten Schalt-
magneten der konventionellen Wegeventile und ihr Einsatz vor allem in Wege-
und Druckventilen war ein wesentlicher Schritt zur Stetigsteuerung hydraulischer
Anlagen in rauer Industrieumgebung.
Für Wegeventile sind hubgesteuerte Magnete erforderlich, die stetig und fein-
fühlig die Position des Kolbenschiebers zu verändern in der Lage sind. Damit
können Steuerspalte der Wegeventile ebenfalls feinfühlig verändert werden, sie
können zusätzlich zur Wegeventilfunktion die Funktion eines Stromventiles er-
füllen.
Druckventile benötigen Magnete, die sehr kleine Wege überstreichen, aber ihre
Kraft auf einen Kolben, meist in einem Sitzventil, stetig und feinfühlig zu ver-
ändern in der Lage sind (kraftgesteuerte Magnete).