
406 14 Projektierung und Gestaltung von Kreisläufen
Welchen weiteren Einwirkungen ist die Anlage ausgesetzt (Gase, Schmutz,
Meerwasser usw.)?
Zu 2.: Dieser Plan lässt erkennen, welche Bewegung ein Verbraucher zu realisie-
ren hat, ob er z. B. selbst bewegt wird usw. Daraus sind Rückschlüsse über
Schwerkrafteinflüsse oder darüber möglich, ob flexible Leitungen erforderlich
sind. Wird auf diesen Plan verzichtet, muss zumindest die Bewegungsrichtung an
geeigneter Stelle angegeben werden, da Schwerkrafteinflüsse in vielen Fällen spe-
zielle Schaltungsmaßnahmen erfordern, um ungewollte Verbraucherbewegungen
zu verhindern.
Zu 3.: Das Bewegungsdiagramm der Verbraucher kann in Form eines Schritt-
Diagrammes oder Zeit-Diagrammes dargestellt werden. Im ersten Fall ist die Ab-
szisse in die Arbeitsschritte unterteilt, ohne ihre Zeitdauer zu beachten. Im zweiten
Fall ist die Abszisse die Zeitachse. Die Angaben über zurückzulegende Wege und
Winkel, auftretende oder geforderte Kräfte und Momente, Geschwindigkeiten und
Drehzahlen sowie Zeiten sind möglichst in dem Bewegungsdiagramm unterzu-
bringen (letzteres ist nicht erforderlich, wenn die Zeit auf der Abszisse auf-
getragen ist). Diese Zahlenwerte sind entscheidend für die Dimensionierung der
Komponenten einer Hydraulikanlage. Darauf wird in Abschn. 14.7 noch detailliert
eingegangen. Es ist nicht selten notwendig, diese Daten und Forderungen im Lau-
fe der Entwurfsarbeit in Abstimmung zwischen Anlagenkonstrukteur und Hydrau-
likprojekteur zu präzisieren, da bestimmte Kräfte a priori schwer abzuschätzen
sind, sie aber die Abmessungen der Verbraucher und damit deren Platzbedarf in
der Anlage bestimmen. Oft werden auch erst während der Bearbeitung des Projek-
tes bestimmte Erkenntnisse, z. B. über unnötige Belastungen einer Druckquelle in-
folge von Volumenstromspitzen der Antriebe, gewonnen.
Zu 4.: Erprobte Antriebsschaltungen (aber auch Volumenstrom- und Druckquel-
lenschaltungen) aus früher realisierten Projekten oder aus der Literatur (s. auch
Abschn. 14.3–14.5) sind oftmals für das aktuelle Projekt direkt oder mit Modi-
fikationen nutzbar, da die Anzahl prinzipiell unterschiedlicher Antriebsaufgaben
relativ gering ist. Es sind fast immer Bewegungen gegen äußere Kräfte oder Mo-
mente zu realisieren, nur dass einmal Weg/Winkel, einmal Geschwindig-
keit/Drehzahl und einmal Kraft/Moment für den jeweiligen Antrieb relevant sind.
Die Schaltungen werden aber auch davon beeinflusst, ob dies mit großer oder
kleiner durchschnittlicher mechanischer Leistung verbunden ist oder nicht und ob
die äußeren Kräfte/Momente „aktiv“ oder „passiv“ sind, d. h. Energie in das
Hydrauliksystem eintragen können oder nicht (s. Abschn. 5.5). Die beim Ab-
senken einer Last oder beim Entspannen einer Feder frei werdende Energie kann
die hydraulische Energiequelle entlasten, deshalb sind Gewichts- und Federkräfte
„aktive“ Kräfte.
Der Prozess der Projektierung wird in Abschn. 14.7 beschrieben. Schwerpunkte
dabei sind die Strukturfestlegung der Kreisläufe in Abhängigkeit von den An-
triebsausgangsleistungen und Hinweise zu den erforderlichen Dimensionierungs-
berechnungen. Auf die Erarbeitung spezieller Fertigungsunterlagen, wie z. B.
Rohrleitungspläne, Montagepläne, Bauschaltpläne, Geräte- und Stücklisten wird
in diesem Rahmen nicht eingegangen (s. hierzu [14.1, 14.3]).